Am Montag, den 27. Juni 2022, brach unser Sowi-Kurs Jahrgangsstufe 12 unter der Führung der Kollegin Flöhr und meiner Wenigkeit zur Lernexpedition nach Leipzig auf.
Mit preußischer Sparsamkeit benutzen wir 9-Euro-Tickets. Deshalb brauchten wir auch drei Stunden in überfüllten Regionalzügen, um unser Ziel zu erreichen, weil wir uns ständig von den Besserverdienenden in den ICEs überholen lassen mussten.
In Leipzig benutzten wir dann die S-Bahn, die in Leipzig unter der Erde fährt, weil es eine U-Bahn in Leipzig nicht gibt. Aber dafür haben die Sachsen einen architektonisch imposanten Hauptbahnhof. In unserem Hotel, dem Lindenau Inn, gab es geräumige und wohltemperierte Zimmer mit Kühlschrank für die Schülerinnen und Schüler. Mindestens ein Zimmer hatte auch einen Balkon. Über die Unterbringung der Lehrkräfte möchte ich den Mantel des Schweigens breiten. Dafür gab es aber ein reichhaltiges Frühstück mit Lachs und Melone.
Die Kalorien konnten wir dann auf unserer Tour durch den Zoo von Leipzig wieder verbrennen. Da unsere Lernexpedition in unsere Nachhaltigkeits-Woche eingebunden war, diskutierten unsere Schülerinnen und Schüler unter Anleitung die Pros und Contras der Produktion von Palmöl in Indonesien. Palmöl ist zwar ein nachwachsender und damit nachhaltiger Rohstoff, andererseits wird für die Produktion der Lebensraum der Orang-Utans zerstört. Unsere Verwandten konnten wir uns nach der Diskussion noch im Freigehege ansehen.
Verbliebene Energiereserven konnten wir danach während der Kanu-Tour durch die Kanäle der Stadt auch noch abbauen. Unsere einheimischen Scouts waren sehr hilfreich und sympathisch. Auch die Sprachbarriere konnte schnell überwunden werden. Von der Aussichtsplattform des Towers des MDRs konnten wir uns dann einen Überblick über die gesamte Region verschaffen, unsere nächsten Ziele anvisieren und einen grandiosen Sonnenuntergang genießen. Eine weitere Möglichkeit, um Energie zu verbrennen, war die Besteigung des Völkerschlachtdenkmals. Als Kaiser Wilhelm II 1913 das Denkmal einweihte, um damit den Sieg der Preußen, Österreicher, Russen und Schweden über Napoleon in den Befreiungskriegen von 1813 zu feiern, ließ er nämlich Aufzüge einbauen, die nur bis zur mittleren Ebene führten. Für den Weg nach ganz oben gibt es noch eine enge und niedrige Wendeltreppe, die eine echte Herausforderung ist. Diese konnte die meisten von uns allerdings meistern. Die Aussicht war die Belohnung. Dass wir auf einer Lernexpedition und nicht im Urlaub waren, stellte die Schülerinnen und Schüler fest, als sie – nach einiger Diskussion – doch einwilligten, sich den Vortrag über die Geschichte Sachsens und die Befreiungskriege anzuhören.
Von der Bedeutung Leipzigs für die Psychologie erfuhren wir im Sächsischen Psychiatrie-Museum. Diese Bildungsstätte wird allerdings nicht von der Universität geführt, sondern von Betroffenen, die selbst umfangreiche gute und leider auch negative Erfahrungen mir den Zuständen in der deutschen Psychiatrie gesammelt haben. Gerade diese Perspektive, die einen anderen menschlichen Focus hat als die wissenschaftliche Sichtweise, die in einem Psychologie-Leistungskurs vermittelt wird, hat die Schülerinnen und Schüler beeindruckt. Plastisch verdeutlicht wurde die Situation eines Betroffenen anhand der Krankengeschichte des Richters am Reichsgericht Leipzig Schreber, der langsam in den Wahnsinn abglitt.
”Die Schüler:innen stürzten sich todesmutig in die Tiefe.
Frank WindgassenSchülerin im Beruflichen Gymnasium
Ausklingen ließen wir unsere Lernexpedition mit einem Besuch im Freizeitpark „Belantis“, in dem sich einige von uns mit den diversen Achterbahnen todesmutig in die die Tiefe stürzten.
Der Rückweg nach Bernau am Freitag, den 01. Juli 2022 verlief deutlich einfacher als der Hinweg, da wir uns entschlossen, relativ früh am Morgen abzureisen, um im Zug noch ein paar Sitzplätze zu bekommen.
von Frank Windgassen, Bernau bei Berlin, 03.07.2022